Gruß an die Jugend
Meine lieben Jugendlichen, verehrte Gäste im Internet!
Sehr schön war es, als wir am letzten Samstag am Abend im Pfarrheim mit den Jungscharführern zum Pfarrführungskreis zusammensaßen. Davon halte ich sehr viel, weil wir doch einige Zeit miteinander im Gebet und im Gespräch, aber auch in gemütlicher Runde zusammensitzen, wo dann auch Themen, die anstehen, miteinander besprochen werden. Und dann ist es vor allem auch für die Neuen ganz wichtig, dass sie bestens informiert werden, wie dieses oder jenes funktioniert, und was wir tun müssen, damit wir auch in Zukunft für unsere Kinder alles tun können, was sie brauchen und was ihnen guttut. Dass die neuen Jungscharführer von den älteren gut aufgenommen werden, ist immer wieder von großer Bedeutung und bedeutet für mich ein großes Anliegen. Ebenso ist für unsere neuen Jungscharführer stets die Vorbildwirkung der älteren entscheidend.
Immer wieder möchte ich meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass der, der glaubt und im Glauben mit der Kirche verbunden ist, nicht nur zufriedener ist, sondern auch mehr weiß. Es stimmt, dass es viel Interessantes für den gibt, der sich für den Glauben einsetzt. Und wenn dann auch in Deinem jungen Leben der Wissensdurst immer größer wird, dann wird sich Dir eine ganz neue und noch viel größere Welt erschließen. Deshalb möchte ich Euch immer wieder einladen, dass Ihr Euch mit dem Glauben beschäftigt. Und wenn es manchmal ganz kleine und einfache Texte sind, die uns den Glauben in unserem Leben verdeutlichen helfen, dann ist schon sehr viel, was positiv ist, passiert.
Als Hieronymus eines Tages nach Rom kam, haben ihn die Lehren der heidnischen Professoren und die Verlockungen der Weltstadt die Grundsätze seines christlichen Elternhauses verblassen und vergessen lassen. So feiert die Kirche am 30. September den Hl. Hieronymus (um 347-419/20), der in seinem Leben zunächst große Probleme hatte, der aber ein großer Kirchenlehrer wurde, weil ihm die Hl. Schrift immer wichtiger geworden ist. Während er die Bibel in die lateinische Sprache übersetzt hat, hat er sich vor allem bemüht, sie während seines langen Erdendaseins konkret zu leben. Weil er Gott ganz tief liebte und die Worte der Bibel für alle verständlich machen wollte, hat er die Bibel im 4. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt. Immer wieder suchte Hieronymus, der sich erst mit 19 Jahren taufen ließ, in seinem Leben nach der einen Wahrheit, die in Christus selbst begründet ist. Immer wieder hat Hieronymus in seinem Leben viel Ablehnung erfahren – durch Missverständnisse, Anfeindungen und Konflikte, nicht zuletzt wegen seiner kompromisslosen Haltung in theologischen Auseinandersetzungen. Hieronymus hat sich immer wieder von Christus, dem er in der Schrift begegnete, zur barmherzigen Liebe rufen lassen. „Wer die Schrift nicht kennt, kennt Christus nicht“, hat Hieronymus einmal geschrieben. Genau das ist die Botschaft des Evangeliums: Wer aus dem Geist Jesu lebt und sich vom Geist Jesu führen lässt, lässt sich nicht von Kränkungen leiten, sondern vom Licht und der Kraft des Wortes Gottes, das nicht nur zur Versöhnung ruft, sondern auch führt.
Nun weiß ich als Priester auch, dass es im Leben nicht immer leicht ist, Christus nachzufolgen. Im Glaubensleben gibt es nicht nur Zustimmung und Begeisterung, denn sehr oft begegnen wir auch jungen Menschen, die für den Glauben überhaupt kein Interesse haben oder ihn sogar ablehnen. Der Weg der Nachfolge ist tatsächlich kein bequemer. Hier ruft uns das Vorbild des Hl. Hieronymus, nicht müde zu werden, unser Herz zu reinigen, uns von der Liebe Gottes formen zu lassen und dranzubleiben am Wort. Wenn ich in unserer Zeit Christus nahe sein will, dann muss ich die Schrift lesen und mir das Wort, das vom Himmel kommt, zu Herzen nehmen.
Auch junge Menschen dürfen sich in unserer Zeit nicht verleiten lassen, das Wort Gottes nicht mehr zu suchen. Ebenso müssen wir geduldig und ausdauernd dem Mitmenschen begegnen. Die Nachfolge Christi ist ein Weg der Entschiedenheit, aber auch der ständigen Bekehrung zu einem Herzen, das sich von Gottes Liebe und seiner Barmherzigkeit erfüllen lässt. Auch durch dunkle Täler hindurch braucht es Mut, Geduld und die entschlossene Bereitschaft, Christus zu folgen. Wo wir mit dem Herzen auf das Wort Gottes hören, wächst auch in uns der Geist Jesu, der sich nicht fesseln lässt von Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit, damit wir so mit der Kraft Gottes unsere Feinde lieben. So wächst aus der Begegnung mit dem Herrn dann die Hoffnung, dass im Leben eine neue Lebensart heranwächst, die die Welt verwandeln kann.
Könnte daraus nicht eine neue und noch größere Dynamik entstehen für eine Jugendarbeit, wo sich junge Menschen wieder begeistern lassen? Während Hieronymus sieben Sprachen beherrschte, sind wir täglich eingeladen, das Wort der Bibel ins tägliche Leben zu übersetzen? So viele Begegnungen geben auch Dir Gelegenheit, dem Menschen mit Liebe zu begegnen, um auch selber wieder Liebe empfangen zu können. Dafür dankt und darauf freut sich
Euer Pfarrer Dr. Gerhard M. Wagner